Sternbedeckung durch (216) Kleopatra

3.65s.

Das ist das Ergebnis einer langen Nacht. In der vergangenen Nacht, 11.03. – 12.03. 2015, konnte ich meine erste Sternenbedeckung durch einen Asteroiden beobachten und vermessen.

Dabei hat der Asteroid (216) Kleopatra den 8.1mag hellen Stern HIP 54599 im Sternbild Becher bedeckt, Der Schattenpfad des Asteroiden zog dabei gegen 2:08h MEZ direkt über Aachen hinweg. Ich konnte also problemlos von zu Hause beobachten. Mit einer Länge von etwa 240km und einer Breite von etwa 120km ist der Asteroid vergleichsweise groß. Als Hauptgürtelasteroid kommt Kleopatra der Erde nie besonders nahe und ist damit meistens nicht in Reichweite kleiner Teleskope. Jedoch führt die Größe bei der Bedeckung eines Sterns unabhängig von der Entfernung zu einem großen „Schatten“ auf der Erde, und damit zu einer relativ langen Zeit die der Stern „ausgeknipst“ wird. In der vergangenen Nacht wurde eine Bedeckungsdauer von maximal 8s angegeben. Aachen lag ziemlich zentral auf dem Schattenpfad, so dass hier die Bedeckung durch den schmalen Hals des Asteroiden etwas kürzer ausfallen sollte.

Begonnen hat meine Beobachtung mit dem Aufbau meines Teleskops, das war in diesem Fall ein Nexstar 4 auf einer Meade LXD75 Montierung. Die Zeit bis zur eigentlichen Beobachtung habe ich genutzt um ein Lovejoy am 11.03.2015weiteres Bild vom immer noch sehr hellen Kometen Lovejoy (C/2014 Q2) aufzunehmen. Etwa eine Stunde vor der vorhergesagten Bedeckung habe ich den Stern HIUP 54599 per Starhopping im Teleskop gesucht und nach einiger Zeit auch gefunden. Leider stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass meine Montierung auf der falschen Seite stand, so dass der Dek Motor mit der Montierung kollidierte und ich das Teleskop um 180° drehen muss um weiter beobachten zu können. Dabei stellte sich erneut heraus, dass Starhopping in dieser Region des Himmels mangels heller Sterne keine leichte Aufgabe ist. Dennoch konnte ich etwa 20min vor Bedeckungsbegin den Stern wieder sicher im Okular ausmachen. Um die Zeit des Ereignisses zu nehmen habe ich mich für die App TimeTheSat entschieden. Diese wurde bereits für solche Ereignisse empfohlen und getestet. Die Application stellt dabei eine genaue UTC Uhr zur Verfügung und liest gleichzeitig die GPS Koordinaten des Telefons aus. Mit einem Tastendruck wird ein Zeitstempel aufgenommen. Um meine eigene Personal Equation zu bestimmen habe ich ebenfalls die App genutzt. Dafür habe ich die Sekundenanzeige abgedeckt und versucht zu jeder vollen Minute einen Zeitstempel zu setzen. Die Verzögerung lag dabei relativ konstant zwischen 0.5 und 0.9s mit einem Mittelwert bei etwa 30 Messungen von etwa 0.66s. Die Verzögerung war dabei nahezu konstant zwischen verschiedenen Versuchen am Tag und in der Nacht kurz vor und nach der Bedeckung. Diese Konstanz zeigt, dass das Zeitnehmen halbwegs verlässlich sein sollte. Etwa 5min vor der vorausberechneten Bedeckungszeit fing ich an durch das Okular zu schauen und auf das Verschwinden des Sterns zu warten. Bei -2°C und kondensierender und gefrierender Luftfeuchtigkeit wurde es dabei langsam kalt, auch dass sich das Smartphone nicht mit Handschuhen bedienen lässt hat nicht gerade geholfen. Und dann war ganz plötzlich der Stern weg und nach nicht einmal vier Sekunden auch schon wieder da. Eine totale Sonnenfinsternis dauert Ewigkeiten im Vergleich. Die Auswertung meiner Messungen ergab, dass der Stern von 01:08:26.671h UTC – 01:08:30.325h UTC, also 3.654s verdeckt war. Dabei muss natürlich bedacht werden, dass die o.g. Zeiten aufgrund meiner personal equation etwa 0.66s später als die realen Zeiten sind und auch wenn der Zeitstempel eine Millisekunden-Genauigkeit vorgaukelt, kann die reale Genauigkeit wohl nicht besser als etwa 100ms – 200ms betragen.

Wie auch immer, es war eine interessante Erfahrung solch ein Ereignis einmal selbst erlebt zu haben und ich bin gespannt auf die Ergebnisse die aus den Beobachtungen, welche verteilt über ganz Europa stattgefunden haben, ergeben. Diese sollen zeitnah unter call4obs.iota-es.de veröffentlicht werden. Wenn Ergebnisse vorliegen, werde ich natürlich auch hier darüber berichten.

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